Modular denken, flexibel automatisieren – Cellro im Interview

Modular denken, flexibel automatisieren – Cellro im Interview

Modular denken, flexibel automatisieren – Cellro im Interview

Produktionsprozesse werden immer komplexer – Bauteilvielfalt, kurze Durchlaufzeiten und steigende Anforderungen an Flexibilität fordern neue Ansätze in der Automatisierung. Der niederländische Automationsspezialist Cellro begegnet dieser Entwicklung mit einem modularen Automationsbaukasten, der unabhängig vom Maschinenhersteller eingesetzt werden kann.

Gemeinsam mit GRESSEL setzt Cellro auf das bewährte R-C2 Spannsystem, das nahtlos in die Roboterzellen integrierbar ist. Diese Kombination ermöglicht nicht nur eine zuverlässige Werkstückhandhabung, sondern auch die vollständige 6-Seiten-Bearbeitung – automatisiert, kompakt und effizient.

Wie diese Lösung in der Praxis aussieht, welche Rolle Software und Flexibilität spielen und warum gerade kleinere Serien vom Zusammenspiel zwischen Cellro und GRESSEL profitieren – das und mehr erfahren Sie im Interview.

Könnten Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vorstellen?
Seit über 20 Jahren entwickelt und baut Cellro Roboterzellen zur Automatisierung von Bearbeitungsmaschinen. Der Fokus lag von Anfang an auf der flexiblen Bearbeitung kleinerer Produktserien. Heute bieten wir ein breites Portfolio an Standardlösungen, aus dem wir – unter Berücksichtigung der Kundenanforderungen und in enger Absprache – effiziente Automationslösungen für bestehende und neue Maschinen realisieren.

R-C2 Anlage von Cellro bei GRESSEL AG in Aadorf

Was sind die fünf Top-Vorteile Ihrer Automationslösung?

  1. Umfangreiches Portfolio an standardisierten Automationslösungen
  2. Unabhängig vom Maschinenhersteller einsetzbar
  3. Modulare Kombination von Werkstück, Palette, Spannmittel und Werkzeugwechsel
  4. Eigene Niederlassungen in den Niederlanden und Deutschland sowie ein starkes Partnernetzwerk in ganz Europa
  5. Kontinuierliche Weiterentwicklung in Mechanik und Software mit Blick auf Shopfloor Excellence

Ermöglicht Ihre Automationslösung die vollständige Bearbeitung eines Werkstücks auf allen sechs Seiten?
Absolut. Die Umsetzung der GRESSEL R-C2 6S-Strategie innerhalb unserer Roboterzellen ermöglicht die vollumfängliche 6-Seiten-Bearbeitung eines Werkstücks – ohne manuelles Eingreifen.

Erklärung 6S-Strategie

Für welche Losgrößen ist Ihre Automationslösung geeignet und welchen Einfluss hat das auf die Effizienz?
Das hängt stark vom Produktmix und den Taktzeiten ab. Prinzipiell sind sogar Einzelstücke automatisierbar. In der Praxis sehen wir häufig Losgrößen zwischen 10 und 100 Stück. Ein wesentlicher Effizienzvorteil liegt darin, dass das einstellbare Spannsystem R-C2 auch als Greifer fungiert – somit sind keine speziellen Anforderungen an die Spannmittel der Maschine notwendig. Das Nullpunktspannsystem kann zudem vom Roboter bedient werden.

Wie trägt Ihre Automation zur Reduzierung von Rüst- und Umrüstzeiten bei?
Sehr deutlich. Im Vergleich zur klassischen Palettenstrategie reduziert sich der manuelle Aufwand massiv: Es entfällt das zeitintensive Einlegen der Bauteile in Spannvorrichtungen, und auch die Anzahl der benötigten Paletten sinkt deutlich. In Summe ist die R-C2-Strategie sowohl investitions- als auch betriebskostenfreundlich.

In welchen Größen und Ausführungen ist Ihre Automationslösung verfügbar?
Das R-C2 | 6-Seiten-System ist in unserem Portfolio für die Modelle Xcelerate X20 und X35 verfügbar – für Roboter mit einem Handhabungsgewicht bis zu 35 kg.

Werkstück Automation R-C2 auf der AMB bei Cellro
Werkstück Automation R-C2 auf der AMB bei Cellro

Welche Vorteile bietet eine kompakte Automationslösung in der Fertigung?
Gerade beim Beladen von der Vorderseite der Maschine ist der freie Zugang für manuelle Tätigkeiten entscheidend. Auch beim seitlichen Beladen bleibt eine kompakte Bauweise essenziell, um den Platzbedarf in der Fertigung so gering wie möglich zu halten.

Wie kann Ihre Automation Platz sparen und gleichzeitig die Produktivität steigern?
Die Produktivität ergibt sich aus der Kombination von unbemannten Laufzeiten und einer höheren Effizienz in bemannten Schichten. So können Maschinen entweder besser ausgelastet oder durch geringere Maschinenanzahl gleichbleibende Stückzahlen produziert werden. Im Vergleich zur Palettenstrategie benötigt die Produktwechselstrategie mit R-C2 deutlich weniger Lagerfläche – bei gleichzeitig erhöhter Flexibilität.

Wie schnell und einfach lassen sich neue Bauteile integrieren?
Dank der grafischen Dialogsteuerung kann eine neue Produktkonfiguration in kurzer Zeit erstellt werden. Die Roboterbewegungen basieren auf einer Reihe einfacher Eingaben des Bedieners – z. B. Werkstückabmessungen, Spannweite und gewünschte Zyklusschritte (Zentrieren, Umkehren, Reinigen).

Wie flexibel ist Ihre Lösung bei unterschiedlichen Werkstückgeometrien und Materialien?
Sehr flexibel: Der große Spannbereich unserer Zentrischspanner passt sich automatisch an unterschiedliche Werkstückgrößen an. Zusätzlich lässt sich die Klemmkraft je nach Prozessschritt gezielt anpassen.

Welche Möglichkeiten zur Anbindung an bestehende Maschinen gibt es?
Idealerweise unterstützt die Maschine die Kommunikation von NC-Programmnummern – das ist besonders relevant für High-Mix/Low-Volume-Strategien, wie sie mit R-C2 verfolgt werden. Cellro hat jedoch auch Zellen an bestehenden Maschinen mit lediglich einer festverdrahteten Schnittstelle erfolgreich integriert – bei gleichbleibend hohem mechanischem Nutzen.

Welche Faktoren sind bei der Auswahl eines Beladesystems besonders wichtig?
Wichtig ist vor allem die Position der Beladung – also ob von vorne oder seitlich. Zusätzlich spielen das Werkstückgewicht und die Bauteilabmessungen eine Rolle, ebenso wie der gewünschte Autonomiegrad (z. B. Anzahl unbemannter Stunden). Diese Faktoren bestimmen die Auswahl des Roboters und die notwendige Speicherkapazität.

Wie lange dauert es in der Regel, bis sich eine Automatisierungslösung amortisiert?
Das hängt stark vom Anwendungsfall ab – in der Regel liegt die Amortisationszeit jedoch bei unter 24 Monaten. Unsere Erfahrung zeigt: Bei typischer Serienfertigung liegt die Amortisation im Durchschnitt bei etwa 18 Monaten.

Werkstück Automation R-C2

Gibt es ein Erfolgsbeispiel für eine gelungene Integration in bestehende Prozesse?
Ja – in einem Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie wurden Maschinen bisher nachts leer betrieben, um die Temperatur stabil zu halten. Mit der Integration eines Cellro-Roboters und des GRESSEL R-C2 Systems konnte der gleiche Maschinenpark nun auch nachts produktiv genutzt werden – bei gleichbleibend hoher Präzision.

Welche Rolle spielen KI und Sensorik in der Beladungsautomation?
Künstliche Intelligenz ist eine entscheidende Zukunftstechnologie. Cellro berücksichtigt das bereits in der Entwicklung der Plattform „Manufacturing Intelligence“. Diese sorgt für sichere, schnelle Schnittstellen zu CNCs, ERP-, PLM-, MES- und Transportsystemen. Daten werden in Echtzeit ausgewertet und an den richtigen Stellen zur Verfügung gestellt – für eine zuverlässige Produktionsplanung heute und morgen.

Bildschirm Cellro Anlage

Welche Schulungs- und Supportangebote bieten Sie an?
Wir übernehmen die vollständige Installation und Inbetriebnahme der Roboterzelle. Darüber hinaus bieten wir Schulungen, Unterstützung bei der Integration in bestehende Prozesse sowie eine Echtzeit-Fernüberwachung durch unsere Serviceabteilung. So lassen sich Fragen oder Probleme oft direkt online lösen. Optional bieten wir auch Service- und Wartungsverträge für maximale Betriebssicherheit.

Wie sehen Sie die Zukunft der Fertigung?
Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Hardware und Steuerung sehen wir großes Potenzial in der Digitalisierung nach der Automatisierung. Mit unserer Plattform Manufacturing Intelligence bieten wir die Möglichkeit, Produktionsprozesse intelligent zu vernetzen – modular, skalierbar und zukunftssicher.

Cellro B.V.
Koningsschot 41
3905 PR Veenendaal
Niederlande

Cellro GmbH
Frankenbacherstraße 32
74336 Brackenheim
Deutschland

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